Der Roßdörfer Carneval-Club ist seit über 50 Jahren meine Vereinsheimat. Als ich 1967 meine erste Mitgliederversammlung besuchte, zählte der Verein etwas mehr als 30 Mitglieder, wobei ich mit deutlichem Abstand der Jüngste war. Gerade mal 16 Jahre alt wählten mich die Mitglieder zum Schriftführer. Es waren turbulente Zeiten und der RCC hatte nicht das beste Renommee. Vereinspräsident Hermann Runge förderte mich sehr und half beim Einüben von Vorträgen. In der Erkenntnis, dass der Verein nur eine Zukunftschance hat, wenn weitere junge Mitglieder hinzukommen, gründete ich 1968 die Jungcarnevalisten. Sie gestalteten die Eröffnungsveranstaltungen und waren aus den Sitzungen des RCC nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig bildeten sie das Fundament für die Zukunftsfähigkeit des Vereins. Viele sind heute noch dabei und übernahmen Verantwortung im Vorstand.

Die Prunksitzungen fanden im Sonnensaal statt. Der RCC musste alle Kosten aus den Eintrittsgeldern bestreiten, was die Aktivitäten stark einschränkte. Mit der Fertigstellung der Rehberghalle 1974 eröffneten sich für die Vereine tolle Möglichkeiten, auch ihre Veranstaltungen in eigener Bewirtschaftung durchzuführen. 1976 feierten wir „Roßdorf wie es singt und lacht – 50 Jahre Fassenacht“. Ich übernahm ein Jahr zuvor das eigens für das Jubiläum geschaffene Amt eines Geschäftsführers und plante mit dem Vorstand erstmals professionell die Jubiläumskampagne. In der Kasse hatten wir knapp 2.000 DM. Am Ende des Jubiläums waren es 17.000 DM. Es war der Beginn einer steilen Aufwärtsentwicklung des RCC. Erstmals hatten wir ein Prinzenpaar, einen großen Fastnachtsumzug und einen Appelwoi-Abend in der Rehberghalle mit 1000 Besuchern.

Ein Glücksgriff für den RCC war Gerd Dreier aus Spachbrücken, der Mitinhaber von Dreier-Druck. In vielen Gesprächen konnte ich ihn überzeugen, Mitglied im RCC zu werden und 1979 das Amt des Vereinspräsidenten zu übernehmen, das er 21 Jahre überaus erfolgreich bekleidete.  

Mit 22 Jahren wurde ich 1973 Sitzungspräsident. Nachdem ich zum Bürgermeister meiner Heimatgemeinde Roßdorf gewählt wurde, übergab ich 1983 das närrische Zepter meinem früheren Schulkameraden Karl Weygandt, der erst kurze Zeit vorher Mitglied wurde und aus dem Ortsteil Gundernhausen kam – bis dato ein Novum. Charly war der richtige Mann am richtigen Platz und meisterte die Aufgabe mit Bravour.

Im Jahr meines 22-jährigen Bühnenjubiläums beendete ich mit dem Vortrag „Da dran ist nur de Boijemoster schuld“ meine Rednerauftritte. Der RCC schenkte mir einen Kugelahorn, den wir am Fastnachtsamstag in unserem Vorgarten einpflanzten. 11 Jahre kamen der RCC, Dekan Ludwig Stenger (geistlicher Beistand) und Ortsbrandmeister Gerhard Heller (Lieferung von Wasser), um sich davon zu überzeugen, ob der Baum gewachsen ist. Anschließend gab es jeweils eine große Fete in unserem Partykeller.

Heute zählt der Roßdörfer Carneval-Club über 300 Mitglieder, bestreitet alle Kostümsitzungen mit eigenen Aktiven, ist finanziell absolut gesund und genießt weit über die Grenzen Roßdorfs hinaus eine hohe Reputation. Kurzum – ich bin stolz auf den RCC, seine Entwicklung und die Experimentierfreude, die gerade jungen Mitgliedern die Möglichkeit gibt, mit neuen kreativen Elementen die Kostümsitzungen zu bereichern.

Roßdorf  h e l a u !

ALFRED JAKOUBEK

Ehrensitzungspräsident – Ehrensenator

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