Das bin ich: der „längste Vize“, den der RCC je hatte…

Tja, da stehe ich nun: unter den „Ehemaligen“ …als ehemaliger Sitzungspräsident. Dabei war ich nie Sitzungspräsident, sondern stets ´nur´ Vize. Dies aber immerhin 20 Jahre lang – und arbeitete dabei mit drei Sitzungspräsidenten zusammen.

Meine Karriere beim RCC begann 1981: mein Vater schleppte mich eines Abends mit zum Aufbauen für die Sitzungen in die Rehberghalle. Der Saalaufbau war damals nur einen Tag lang und begann am Abend vor der ersten Prunksitzung. Ich wusste irgendwie noch nicht viel mit Fastnacht anzufangen, hatte aber als Gast an der folgenden Sitzung ganz schnell Feuer gefangen und vor allem der Auftritt der Schneibels Äbägs Company hatte mich begeistert. So wollte ich auch mal auf der Bühne agieren…

Im folgenden Jahr hatte ich dann auch meinen ersten Auftritt: mein Vater und ich spielten  ein kleines Intro, quasi wie beim ´Faust´ ein „Vorspiel auf dem Theater“, das war aber natürlich lange noch nicht so spektakulär wie der Auftritt der „Schneibels“, die fortan meine Vorbilder werden sollten.

Meine Bühnenkarriere lief über so manche Station: zunächst drei Jahre beim ´Männer-Tanzsport´ de Bagaasch, danach tobte ich mich bei den Jungkarnevallisten mit Playback und Sketschen aus, sowie einige Jahre als Tänzer bei den Dancing Steps, ich probierte mich mit Stefan Krüger im Zwiegespräch in der Bütt aus, verlas gar einmal – 1993 – das närrische Protokoll meines Vaters, als der krankheitsbedingt ausfiel und agierte dann viele Jahre bei Captain Chaos im Showteil in verschiedensten Rollen. Im Nachhinein muss ich sagen: ich habe auf dieser Bühne fast alles gemacht, was zu einer Faschingssitzung gehört.

In den Vorstand kam ich 1993 als Pressewart, später begleitete ich auch das Amt des Leiters des Vergnügungsausschusses. Im Jahr 2001 hieß der Sitzungspräsident Stefan Krüger und dieser fragte mich, ob ich nicht an seiner Seite das Amt des Vize-Sitzungspräsidenten übernehmen wollte. Ich war etwas überrascht, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es im Verein weitaus wortgewaltigere Menschen gibt, aber ich sagte zu und arbeitete fortan an Stefans Seite und lernte dabei viel von dem, was eine gute Moderation ausmacht: wie setzte ich die Betonung, wie muss ich das Kommando bei einem ´Dreifach donnernden Helau´ betonen, damit das Publikum auch mitschmettern kann.

Vor allem begriff ich, dass Moderieren nicht einfach das Ablesen von einem vorgefertigten Text ist, sondern das Zelebrieren von Worten und Sätzen zur Unterhaltung des Publikums. Eine gute Moderation kann ein Publikum mitreißen und trägt maßgeblich zum Gelingen einer Faschingssitzung bei. Und Stefan war ein ausgesprochen guter Moderator von dem es viel zu lernen gab!

Neben den Moderationen an den Sitzungen führten wir auch gemeinsam durch die Partysitzungen des RCC und ich ´erbte´ auch die Moderation an den Kindersitzungen von ihm.

Nach Stefans Ausscheiden aus dem Roßdörfer Carneval Club im Jahr 2006 war es meine Aufgabe, den neuen Sitzungspräsidenten Sebastian Reeg in das Amt einzulernen. Sepp war ein noch junger, aber ausgezeichneter Redner, der die Grundlagen, die ich mir bei Stefan abgeguckt hatte, schnell erlernte ohne dabei seinen eigenen Stil zu verleugnen.

Im Jahr 2017 hieß es dann abermals: Staffelübergabe an einen neuen Sitzungspräsidenten. Und wie schon zehn Jahre zuvor, ´lernte´ ich den Neuen – Marco Blumenschein – auch diesmal wieder ein.

Ich selber hatte übrigens nie das Bestreben, das Amt des Sitzungspräsidenten zu begleiten, solange es da jemanden gibt, der geeigneter ist. Ich bin kein Karriere-Mensch und es ist mir prinzipiell recht gleichgültig, ob meine Kappe den ´Weißen Besatz´ trägt oder nicht. Für mich war es stets wichtig, dass die Moderation für das Publikum maximal unterhaltsam ist und das Gespann Sitzungspräsident / Vize-Sitzungspräsident optimal funktioniert.

Im Jahr 2021 entschied ich dann für mich, dass es nun genug sei und wollte meinen Platz für einen Jüngeren freigeben, der dann seinerseits von Marco eingelernt werden sollte. Mit Peter Dreier wurde schließlich der richtige Nachfolger gefunden und so sagte ich im Frühjahr 2021 dem Moderieren schlussendlich ‚goodbye’.

Es würde mich freuen, wenn künftig dann auch die eine oder andere Lehre von mir irgendwie in den Moderationen durchblicken würde.

Ich selbst werde natürlich der Bühne treu bleiben und mich künftig, so mir denn etwas einfällt, im politischen Protokoll versuchen – zusammen mit Andree Müller – und auch gerne die eine oder andere Nummer zum Showteil beitragen.

Für mich ist der RCC ein Verein, der Fastnacht auf Niveau lebt, der die Tradition bewahrt ohne dabei in alten Kamellen hängen zu bleiben, der das Moderne sucht, ohne das Alte zu vergessen. Diesen Spagat muss man schaffen: eine moderne Fastnacht zelebrieren, die mutig auch Neues ausprobiert, dabei die Jüngeren anspricht und am Ende seine Traditionen nicht vergisst…

…und auch das ist der RCC: eine riesengroße Familie, die vom Kleinkind bis zum betagten Senior alle unter einer Kappe vereint.

Ich wünsche weiterhin allen Besucherinnen und Besuchern unserer Sitzungen viel Spaß und bleibt dem RCC treu…

Euer Christian Schwarz

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